Blutegel
Blutegel als Therapie? Der Vorschlag ruft nicht selten ein deutliches „Igitt“ hervor. Aber keine Sorge, dies ist kein schlechter Scherz. Blutegel sind bei manchen Krankheiten eine wirkungsvolle Alternative, sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin.
Während im Humanbereich die Würmchen gerne bei Krampfadern oder in der Rekonstruktionsmedizin – um etwa das Anwachsen angenähter Gliedmaßen zu unterstützen – eingesetzt werden, kennen Tierheilpraktiker die heilsame Wirkung der Egel unter anderem bei Arthrosen, einigen Rückenerkrankungen, Knochenhautentzündungen und bei Sehnenproblemen ihrer vierbeinigen Patienten. Auch ältere Beschwerden können durchaus auf diese Therapie ansprechen, eventuell in Kombination mit anderen Heilmethoden wie Homöopathie oder Akupunktur.
Aus der Praxis
Was passiert praktisch: Die Stelle, an der der Egel seine Heilkräfte zum Einsatz bringen soll, wird rasiert und mit klarem Wasser gereinigt. Desinfektionsmittel und Seifen sind tabu, da Hirudo officinalis, so sein wissenschaftlicher Name, auf künstliche Gerüche mit Streik reagiert. Ist die Körperstelle vorbereitet, setzt man den Egel an. Hungrig wie er ist, wird er ziemlich schnell seine drei sternförmig angeordneten Kiefer in sein Opfer hineinsägen. Das ist eine beinahe schmerzlose Prozedur, nur ab und zu ein leises Ziepen spürt der Patient. Die meisten Hunde nehmen dies gelassen hin. In die so entstandene Hautläsion spritzt der Egel nun seinen speziellen Speichelcocktail, der unter anderem den Gerinnungshemmer Hirudin enthält und Calin, das den Verschluss der Wunde für rund 12 Stunden verhindert. Rund 20 Minuten dauert die Mahlzeit des Egels, dann lässt er von seinem Opfer ab. Jetzt blutet die Wunde noch bis zu 16 Stunden nach, was den therapeutischen Effekt verstärken kann.
Der heilsame Effekt beruht auf die lokale gestiegene Durchblutung des Gewebes und durch die Proteine im Speichelsekret des Egels. Neben den bereits genannten finden sich Eglin und Bdellin, die antiphlogistisch wirken, dazu Hyaluronidase, das unter anderem eine antibiotische Wirkung hat, und verschiedene Hilfsstoffe.
Schmerzlinderung
Selbstverständlich können arthrotische Veränderungen eines Gelenkes durch einen Blutegel nicht repariert werden. Wir können aber die Entzündung stoppen und im günstigsten Fall eine monate- bis jahrelange Jahre Schmerzfreiheit erreichen. Treten die Beschwerden erneut auf, kann die Anwendung wiederholt werden. Auch bei einem anfänglichen Teilerfolg ist es ratsam, nach einigen Wochen die Prozedur zu wiederholen.
Ein Egel saugt kaum mehr als 20 ml Blut, durch die Folgeblutung geht noch einmal die gleiche Menge weg. Somit besteht keine Gefahr, dass der Patient verblutet, es sei denn, er wiegt deutlich weniger als 7 Kilo. Katzen und kleinsten Hunden ist daher die heilsame Wirkung des Egelbisses verwehrt. Bei großen Hunden setze ich mehrere Egel ein. Die Zahl ist immer auch abhängig von der Indikation. Meine tierischen Patienten akzeptieren den Einsatz der Blutsauger problemlos, es bedarf keiner Beruhigungs- oder Schmerzmittel.
Nach TAMG erfordert die therapeutische Anwendung von Blutegeln am Tier eine tierärztliche Verordnung.
Hinweis im Sinne des § 3 HWG: „ Bei den hier vorgestellten Methoden handelt es sich um Verfahren der alternativen Medizin, die naturwissenschaftlich-schulmedizinisch weder nachgewiesen noch anerkannt sind.“

Blutegel am Pferdebein